Rumbke
ein Fischerdorf am Lebasee

 


Wer von Leba aus zur Lontzkedüne/Łącka Góra fährt, erreicht zunächst das ehemalige deutsche Fischerdörfchen Rumbke.

Rumbke, jetzt polnisch Rąbka,  liegt im Wald, etwa 3 km westlich von Leba, am Nordufer des Lebasees. Hier beginnt die Nehrung zwischen dem Lebasee/Jezioro Łebsko und der Ostsee/Morze Bałtyckie. Rumbke/Rąbka ist heute der östliche Eingang  zum polnischen Nationalpark "Słowiński Park Narodowy", der sich in westlicher Richtung erstreckt.

Auszug aus "Karte von Pommern" 1:300 000
 © Bundesamt für Kartographie und Geodäsie; mit freundlicher Genehmigung.

Bis 1945 gehörte Rumbke verwaltungsmäßig zur Gemeinde Schmolsin, Kreis Stolp, war aber auf Grund der geographischen Lage kommunal, durch Kirche, Schule und ab 1932 auch standesamtlich, mit Leba verbunden. Bis zur Lebaer Schule mußten die Kinder fast 3,5 km weit gehen. 1937/38 wurde die Straße nach Leba ausgebaut und gepflastert. In westlicher Richtung ist die Straße nicht durchführend. Die alten Flurbezeichnungen waren (von Ost nach West): Stronska, Pletka (jetzt Wyrzutnia Rakiet), Markenhag, Kanal.

 


Einwohner von Rumbke vor 1945

Um 1770 standen in Lontzke (heutiges Gebiet der Lontzkedüne) noch zwei Katen, die später durch Versandungen aufgegeben wurden. Eine davon gehörte der Familie Warnoch(Warnack), die diesen Wohnsitz durch widrige Umstände verlassen hat und nach Rumbke übersiedelte. Sie dürfte damit zu den ältesten hier seßhaften Familien gehören.

Der prominenteste Sommergast in den Jahren 1932 bis 1943 war der anerkannte
Brücke-Maler Karl Schmidt-Rottluff.
Seine Bilder gehören heute mit zu den wertvollsten. Er wohnte mit seiner Ehefrau bei der Familie Paul Eick. Hier am Lebasee entstanden viele seiner Gemälde. Er war mit dem Maler Bruno Müller-Linow, der ebenfalls am Lebasee malte, bekannt. Dessen Bilder gingen aber 1945, nach der Ausweisung seiner Familie aus Lauenburg, verloren.
1937 vermerkt Bruno Müller-Linow in seinem Tagebuch:
„Ich fand (.....) das kleine Dorf oben am See und vor der großen Lonske-Düne liegend. Das Rieddach des breiten Fischerhauses, in dem der Förster wohnte, war wohl das behäbigste in dem kleine Flecken, wo schon in diesen Monaten merkwürdige, genormte Bauten am See entstanden, die dem Oberkommando der Wehrmacht verantwortet waren. Die paar kleinen Fischerhäuser gruppierten sich um ein kleines Stück Dorfstraße. Ein Mann namens Troschel war im Sommer höchstens noch dort zu finden. Er lauerte auf Vogelsorten, die er in einem kleinen Buch in einem Stettiner Verlag später beschrieben hat.“
In der nebenstehenden Episode beschreibt er eine Begegnung auf den Lebasee:

Pechstein fuhr vorüber ...
Der Maler Bruno Müller-Linow berichtet von einer gemeinsamen   Bootsfahrt mit Karl Schmidt-Rottluff auf dem Lebasee:

"Ein tief liegender Kahn fuhr in 100 m Entfernung vorbei. Ein recht breitschultriger Mann ruderte. Max Pechstein. Das Boot kam aus dem nahen Leba. [...] Es fiel kein Wort. Kein Zeichen des Grußes. [...] Pechstein fuhr vorüber.  Der See war groß. Die Libellen spielten. Pechstein fuhr vorüber; Pechsteins Boot wurde immer kleiner."

 "Rumbke am Lebasee"
Bruno Müller-Linow, Aquarell 1937/38

Mit freundlicher Genehmigung Peter Müller-Linow

   
Vor Rumbke, in Höhe des jetzt vorhandenen Parkplatzes, wurde 1938 im Lebasee eine Fläche für einen Wasserflughafen ausgebaggert. Ein Saugbagger förderte über einen am Ufer vertäuten Spüler den ausgebaggerten Sand und Schlick durch Rohre ans Land. Gleichzeitig wurden Militärbaracken errichtet. Nach Abschluß der Baggerung kam ein größeres Wohnhaus für das leitende Personal dazu. 1939 waren 10 Wasserflugzeuge stationiert, deren Anzahl sich 1940 aber verringerte. Später wurden vier Betonbunker gebaut, der ganze Komplex erweitert und als Ausbildungslager von der Kriegsmarine genutzt.
Heute erinnern nur noch wenige Relikte daran, nämlich das damalige Hauptgebäude und Betonfundamente westlich davon.

Militärisches Ausbildungslager in Rumbke um 1940
Foto: Archiv Mariusz Baar, Wicko

Von der Straße in Richtung Leba, zweigt nach ca.700 m links ein Waldweg zum ehemaligen Rumbker Waldfriedhof ab. Im Jahre1981 standen hier noch die letzten zwei gußeisernen Grabkreuze, die des Förster-Ehepaares Ruch. 1994 waren sie dann, wie sich später herausstellte, durch Diebstahl, verschwunden.


Foto: Archiv Kurt Bohl

Grab 1
 (Vorderseite):

Hier ruht in Gott der königliche Waldwärter a.D. August Friedrich Ruch, geb. 12. April 1817, gest. 6. Januar 1894.

(Rückseite):
"So ruhe sanft, verschlaf des Lebens Sorgen,
geliebter Vater, den der Hügel deckt:
Bald naht auch Dir der Auferstehungsmorgen,
wo Gottes Ruf Dich zur Verklärung weckt."

Grab 2
(Vorderseite):
Hier ruht in Gott die Ehefrau des kgl. Waldwärters Ruch Dorothea Henriette geb. Pollex zu Rumbke, geb. 22. März 1822, gest. 20. November 1894

(Rückseite):
"Ruhe sanft in heil'ger Stille
Dein Scheiden war Gottes Wille."

Schüler des Gymnasiums Leba haben den Friedhof im Jahre 2003 wieder hergerichtet und Blumen niedergelegt. Im gleichen Jahre wurde hier durch Initiative des "Bundes der Lebaer" ein ursprünglich für den Lebaer Friedhof vorgesehener neuer Gedenkstein aufgestellt.
 


Rumbke vor 1945


 Forsthaus um 1900:
ehem. Ruch, danach Eick
 
Wilhelm Eick;
Nachfolger des 1894
verstorbenen
Waldwärters  Ruch
 
Linkes Haus: Max und Willi Fick
hinten: Försterhaus Manske
         

Bootssteg  mit dem Fischmeisterboot
1932/34
 
Weg nach Leba
 vor dem
 Straßenbau 1937
 
Typischer Fischerkahn in Rumbke
  Sommer  1939

Fotos: Archiv Johannes Eick

 

Das heutige Rumbke/Rąbka lebt vom Tourismus und fungiert als Eingang zum "Słowiński Park Narodowy". Von hier aus starten in den Sommermonaten Elektrofahrzeuge und Pferdekutschen zur etwa 5 km entfernten Lontzkedüne/Łącka Góra. Rumbke besitzt einen Parkplatz für Reisebusse und Pkws und hat am Lebasee eine Schiffsanlegestelle.


Rückseite einer 15 zł-Fahrkarte in Rąbka aus dem Jahre 2009
(mit freundlicher Genehmigung der Firma FENKIS)
(vergrößern)

 

Rumbke/Rąbka nach der Jahrtausendwende


Fahrt von Leba nach Rumbke/Rąbka
(2003)

 


Ehemaliges Forstarbeiterhaus
(damals Ebeling und Stenzel)

 


Schiffsanlegestelle am Lebasee
(2005)

Fotos: 1. und 3. M. Lawrenz; 2. Archiv Johannes Eick


Weiterführender Link:  Reiseleiter Leba: "Ein Flugplatz auf dem Łebsko See in Rumbke"

Quelle: "Bund der Lebaer": Bürgerbriefe div.;  Nr.:22 (1996), 29 (1997), 34 (1999), 52 (2003), 54 (2004), 57 (2004), 69 (2008)
Unser Pommernland, Sonderheft "Lebasee"  Heft 7/8  1937 Stettin
Ulrich Dorow, Münster 2002: Notizen am Wegesrand "Östlich der Oder, nördlich der Warthe..."
Zeitschrift "Pommern" 3/1972

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Letzte Aktualisierung: März 2014