"Wichbild Lebemunde"

Nachfolgend der Wortlaut der Gründungsurkunde des erstmals mit deutschem Namen beurkundeten Ortes Lebemunde, dem Vorläufer der heutigen Stadt Leba, verliehen am 8. Juli 1357 durch den Danziger Komtur Wilhelm von Baldersheim im Auftrage des Ordenshochmeisters Winrich von Kniprode. Der so gewidmete Ort wird noch nicht als Stadt sondern als Wichbild*) bezeichnet.

 

Wortlaut der Gründungsurkunde

„In dem namen Gades amen. Alle gude dinge werden bevestieget mit gezuge undt mit der schrifft, de dar ewig scholen wesen. Darumb wir bruder W(olf)eram von B(eld)ersheim ordens unser Fruven (com)tur zu Dantzigke wollen kundt thuen allen, de dyssen brieff sehen edder lesen hoeren, daß wir mit vorhencknuß undt gutem willen des erbarn mannes, bruder Wey(n)richs von Kneyprode, des homeisters, hebben laßen schrieben dießen bryff dem wichbilde Lebemunde genandt undt dem schultheysen doselbst by sothaner underscheit, als hirnach steit beschrieben: Wißen soll man, das dysselbige wichbilde sall beholden XVI hove undt sall haben Lubesch recht; d(e)ß gebe wy und liehen dem ehrsahmen manne Hinrich Flemynge undt sinen rechten erben edder nakomlingen anderthalve hove vrey mit dem schultheysampt undt den drudden penninck von dem gericht, de andern twene sollen gefallen undt gehoeren unser herschafft; och was die garten moegen werden baußen dieser XVI huben, daß soll dersulbige Hinrich, sine erben undt nakomlinge den X garten frey haen zu dem gericht. Ouch wille wir, was man zinßes mack gemachen in diesem selbiegen wichbilde in batstuben, vleißbencken, brotbencken, schubencken undt von haaken, daß soll gefallen ein viertheill dem schultheißen und ein viertheill dem wichbilde undt twe viertheill unß edder unsern nachkomlingen uff dat hus zu Dantzke. Wy geben auch dießen einwohnern dießes wichbilden Lebemund allerley kauffenschafft zu keuffen undt zu vorkeuffen frig ewiglich. Ouch sollen sie haben in dem Lebeschen sehe frie fischerey mit allem kleinen getzeuge. Och Gott zu lobe so gebe wir dem parrer undt zu der widdeme eine frie hube. Do bleiben demmenoch XIII huben. Darvon soll men unß geben alle jahr ewiglich von islicker huben uff sunte Martens tagk uff das hus zu Dantzke 1 marck phenninge gewonlicker munthe des landes zu einem namen eines rechten zinßes; ouch von einem yslicken garten, alse hirvor ist berohret, bussen dießen huben soll man och unß geben uff dem vorgenandten tagk sunt Martens alle jahr einen vyrdunck phenninge von ißlicker morgen. Doch der schultze soll dar haen eine vryeheit, alse dovor ist benömet. Ouch sullen diesulbigen gertener haben gemeine freiheit mit den wichbildern. Undt auch von itzlichen bote edder schiff , welches von irent uff den dorsvanck geit oder gefuert werdt, davon soll man unß geben von itzlichen schiff oder both ein vierdunk phenninge zu zinse. Wir nehmen och aus die muhle unser herrschafft undt den muhlengraben mit dem waßer zu leytendt uff oder nider, wor unß mack bequeme syn, mit der fischerey unser herrschafft. Och soll men wißen, daß die vorgenandten batstuben, fleißbancken, brodtbencken, schubencken undt kaufbauden geboren uns miteinander zu bawen undt tho beßern. Och soll man wißen, ob imandt unser naekoemelinge wolde ausgeben eine stadt, die magk er legen, wor em sie aldar beste duncket undt gefellig ist, die sollen dieße inwohnere dießes wichbildt nicht wiedersprechen, idoch soll dieser dicke genandte Hinrich Fleminck, sine erben oder nakomlinge syn die besitzer, ob sie willen. Uff daß dieße vorbenometen dinge reddelich gemachet stete blyben, des hebbe wir laßen dießen brieff bevestiegen mit angehangenden unsers ingesiegels undt mit getzugen der ersamen lude broeder Hinrich von (M)und(en) vischmeister thu Dantzke, bruder Hinrich von Eyle blueckener doselbst, Jeske (S)wintz, Steffen (Cunostowicz), Matzke von Mallzitze unser lantrichter und broder Hinrich Schattingk burgermeister zu Lawenburgk undt vele ander lude truwen werdigk. Gegeben thor Lowenburgk nach Gades geburth MCCC. in dem L(V)II. jare am negsten sonnavende vor sunte Margareten dage.“

 

Die Originalurkunde ist verschollen, es sind lediglich Abschriften aus dem Mittelalter erhalten geblieben, bei denen sich Fehler eingeschlichen haben. Historiker haben dieses durch die Einfügungen in Klammern versucht zu korrigieren. Deutlich wird dieser Sachverhalt durch die lateinische Datierung der Urkunde. Nach den in den letzten Zeilen aufgeführten lateinischen Zahlen (MCCC = 1300 und LII = 52) wäre die Ausfertigung im Jahre 1352 erfolgt. Nachweislich fand sie jedoch am 8. Juli des Jahres 1357 statt, so daß die zweite lateinische Zahl richtig LVII lauten muß.

 

*) Wichbild (Weichbild): Regional unterschiedliche Bezeichnung für Gemeindewesen,
    so zum Beispiel mittelalterliche Bezeichnung für größere Gemeinden/Siedlungen mit
    stadtähnlichem Recht/Gerichtsbarkeit.

Quelle:     Manfred Vollack: "625 Jahre Stadtrecht in Leba (1357 - 1982)"
Bund der Lebaer: Bürgerbrief Nr. 65 (März 2007); Ulrich Dorow
(Siehe auch Cramer "Geschichte der Lande Lauenburg und Bütow", Königsberg 1858)

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